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Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli: Wer profitiert hier wirklich?

 

Die Konjunktur schwächelt aufgrund der Corona-Krise und kommt, nach dem Lockdown, nur sehr langsam wieder in Fahrt. Deshalb hat sich die Große Koalition überraschend dazu entschlossen, die Mehrwertsteuer für eine befristete Zeit zu senken. Ab 1.07. bis 31.12.2020 wird daher die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf 16 Prozent bzw. von 7 Prozent auf 5 Prozent gesenkt. Was aber hat der Verbraucher tatsächlich davon, ist die Senkung bereits im "normalen" Alltag spürbar?

Wer sich jetzt schon einmal die Hände reibt

und sich erhofft, dadurch viel Geld einsparen zu können, wird bei kleineren Anschaffungen eines Besseren belehrt. Hier nämlich macht sich der reduzierte Steuersatz zunächst kaum bemerkbar. Bei einem Wocheneinkauf von 100 Euro etwa können nur 1,87 Euro eingespart werden.

Ähnlich überschaubar bleibt die Ersparnis bei einem Familienausflug. Für Zoos, Zirkusvorführungen, Museen, Theater oder Konzerte fällt, wie auch bei Lebensmitteln, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von künftig 5 Prozent an. Beträgt der Eintrittspreis beispielsweise insgesamt 57 Euro, könnten sich hierdurch bald 1,07 Euro sparen lassen. Das reicht immerhin für eine Kugel Eis. Für Kleidung gilt der normale Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent. Damit lassen sich 50 Cent sparen, wenn man zum Beispiel eine Hose für 20 Euro kauft. Wirklich spürbare Auswirkungen hat die Senkung also bei kleinen Käufen nicht. Dass am Ende des Monats bei eher geringerem Konsumverhalten eine größere Summe im Portemonnaie oder auf dem Konto zurück bleibt, ist daher nicht anzunehmen.

Erst bei größeren Käufen wird der gesenkte Mehrwertsteuersatz richtig bemerkbar. Die Entlastung durch die Mehrwertsteuersenkung kommt also vor Allem bei größeren Summen zum Tragen. Wer etwa überlegt, sich ein neues Auto zuzulegen, kann mehrere Hundert Euro sparen. Kostet der Wagen 30.000 Euro, muss der Verbraucher ab 1. Juli ganze 756,31 Euro weniger bezahlen. Das wäre eine gute Anzahlung für einen Sommerurlaub - Vorausgesetzt, dass dieser in diesem Jahr nicht aufgrund der weltweiten Auswirkungen der Corona-Krise ohnehin ausfällt. Es lohnt sich also durchaus, mit dem Kauf noch etwas zu warten.

Anders als manch andere Steuern muss jeder die Mehrwertsteuer zahlen. Sie wird auf Waren und Dienstleistungen aufgeschlagen und ist bereits im Kaufpreis integriert. Befreien lassen kann man sich davon nicht. Die Senkung der Mehrwertsteuer soll die Verbraucher zum Konsum anregen, denn viele Branchen verzeichnen derzeit starke Einbußen. Bisher blieb die erhoffte, zügige Erholung der Wirtschaft nach Ende des Lockdowns aus, weshalb sich die Große Koalition zu diesem Schritt durchgerungen hat.

Zu befürchten ist jedoch, dass die Supermärkte, Autohäuser, Modegeschäfte, Restaurants und auch Dienstleister die Senkung nicht oder nur teilweise an die Verbraucher weitergeben. Das würde bedeuten, dass die Preise für die Verbraucher nicht sinken, sondern stattdessen der Handel- und Dienstleistungssektor seine Gewinnspanne erhöht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Senkung der Mehrwertsteuer also tatsächlich auf die Konsumenten auswirkt. 

Bild: AdobeStock_356573431